Am 19. April 2021 erhielt Bill 245 - der Accelerating Access to Justice Act (Gesetz zur Beschleunigung des Zugangs zur Justiz) - die königliche Zustimmung und fügte dem Erbrechtsreformgesetz (Succession Law Reform Act - SLRA) einen neuen Abschnitt 21.1(1) hinzu. Nach dem SLRA kann der Superior Court of Justice nun ein Testament für gültig erklären, das nicht alle erforderlichen Formalitäten erfüllt. Das Gericht muss jedoch davon überzeugt sein, dass das Dokument oder die Schrift "die testamentarischen Absichten eines Verstorbenen wiedergibt"[1] Die neue Regelung gilt für den Nachlass von Personen, die am oder nach dem 1. Januar 2022 gestorben sind.
Abzuwarten bleibt, wie Gerichte in Ontario das neue Gesetz anwenden werden. Denkbar ist, dass sie an dem Recht anderer Provinzen orientieren. So hat Britisch-Kolumbien seit 2014 ein ähnliches Gesetz und wendet dieses extensiv an, siehe z.B. den Fall Hutschi, in dem ein Word-Dokument für ausreichend erachtet wurde. Folgt Ontario dieser extensiven Anwendung, könnten auch Sprachnotizen, Textnachrichten und Klebezettel auf einem bestehenden Testament als wirksames Testament angesehen werden. Somit dürfte es in Zukunft mehr Rechtsunsicherheit und mehr Rechtsstreite geben.