Grundstruktur des Trusts
Ein Treuhandvermögen (trust) kennzeichnet, dass
- der Errichter (settlor)
- auf den Treuhänder (trustee)
- (Treuhand-) Vermögen mit der Bestimmung überträgt,
- dieses für den Begünstigten (beneficiary) treuhänderisch zu verwalten.
Der Treuhänder hat im Außenverhältnis im Grundsatz alle Rechte am dem übertragenen Vermögen (legal title). Wirtschaftlich berechtigt ist allerdings der Begünstigte, für welchen der Treuhänder das (Treuhand-) Vermögen treuhänderisch verwaltet.
Zweck eines Trusts
Mit der Errichtung eines Trusts können unterschiedliche Zweck verfolgt werden, z.B.
- die Vermeidung eines förmlichen probate-Nachlassverfahrens,
- der Schutz der Interessen eines Minderjährigen,
- steuerliche Vorteile,
- Verstetigung des Familien-Vermögens oder
- Vermögensschutz (asset protection).
Errichtung eines Trust
Ein trust entsteht dadurch, dass der Errichter (settlor) Bestandteile seines Vermögens auf den Treuhänder (trustee) überträgt, welcher diese Vermögensgegenstände zugunsten des Begünstigten (beneficiary) treuhänderisch verwaltet und für einen vom Errichter bestimmten Zweck verwenden soll. Hierbei müssen 3 Voraussetzungen erfüllt werden (3 certainties); dies sind die
- Bestimmtheit des Willens (Certainty of Intention),
- die Bestimmtheit der Vermögenswerte (Certainty subject matter) und
- die Bestimmtheit der Begünstigten (Certainty of objects).
Ansonsten unterscheidet sich die Errichtung danach, ob der trust zu Lebzeiten des settlor und auf den Tod entsteht:
- Bei einen zu Lebzeiten errichteten trust (living trust oder inter vivos trust) bedarf es zwar im Grundsatz keiner Schriftform; da Verfügungen über Grundstücksrechte der Schriftform bedürfen (Sec. 53 Law of Property Act 1925) und ein Bedürfnis nach Rechtssicherheit besteht, wird ein living trust in aller Regel schriftlich errichtet.
- Bei einem durch Testament auf den Tod errichteten trust (testamentary trust) muss die Form eines Testaments eingehalten werden (Sec. 9 Wills Act 1837).
Inhalt des Trust
Der Errichter hat weitgehende Freiheit betreffend die Bestimmungen des trust. Es kann insbesondere bestimmt werden, dass
- der Treuhänder umfassende Recht hat oder der Begünstigte,
- der Treuhänder das Vermögen auskehren muss oder dies in seinem (freien) Ermessen steht,
- das trust-Vermögen über einen längeren Zeitraum verwaltet wird oder umgehend/zeitnah zu verteilen ist,
- das Einkommen (income) oder der Vermögensstamm (capital) zu einem bestimmten Zeitpunkt verteilt wird oder
- zunächst eine Person begünstigt sein soll und später eine andere.
Arten von Trusts
Wegen der zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten gibt es nicht "den" Trust. Es haben sich bestimmte Typen herausgebildet; in der Praxis werden z.B. folgende Typen unterschieden:
- Bare Trusts (auch als simple trust bezeichnet): das Vermögen wird vom Treuhänder verwaltet, der kein Ermessen darüber hat, was an den Begünstigten ausgezahlt wird und der keine aktiven Pflichten hat. Der Begünstigte hat das uneingeschränkte Recht an allem Einkommen und dem Vermögensstamm. Bare trusts werden oft verwendet, um Vermögen auf einen Minderjährigen zu übertragen, d.h. der trustee verwaltet das Vermögen bis zur Volljährigkeit.
- Interest in Possession Trusts: Dem Begünstigten wird das Recht auf die Früchte (present right to the present enjoyment) von etwas eingeräumt. Der Treuhänder muss folglich alles Einkommen an den Begünstigen auszahlen. Das Recht kann dem Begünstigten für eine bestimmte Zeit, eine unbestimmte Zeit oder bis zum Tod (“life interest” trust) erhalten.
- Discretionary Trusts: Der trustee hat betreffend die Auskehrung (distributions) Ermessen, welches in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des trust ausgeübt wird. Solche trusts werden oft zur Erhaltung des Vermögens einer Familie verwendet.
- Accumulation and Maintenance Trusts: Das Vermögen des Trusts für eine bestimmte Zeit (.B. bis zum Erreichen des 25. Lebensjahres) angespart und Einkommen angelegt. Solche trusts werden oftmals für junge Erwachsene angelegt, die noch nicht die erforderliche Reife für die Verwaltung des Vermögens haben.
- Mixed Trusts: Die meisten trusts sind eine Kombination der verschiedenen, zuvor beschriebenen Typen und werden als gemischte trusts bezeichnet.
- Settlor-interested Trusts: Ein Trust bei dem der Errichter (settlor) oder sein Ehegatte (spouse) Begünstiger des Trusts ist. Dies kann ein Interest in Possession Trust, ein Accumulation Trust oder ein Discretionary Trust sein.
- Non-resident Trust: Dies ist ein trust, bei dem der Treuhänder nicht im UK ansässig ist.
Verwaltung des Trust-Vermögens durch den Treuhänder
Der Trustee verwaltet das Trust-Vermögen treuhänderisch für den Begünstigten (fiduciary relationship); er hat daher bei der Verwaltung des Trusts ausschließlich auf das Wohl und die Interessen der Begünstigten auszurichten; er muss insbesondere
- sich an die Bestimmungen des trust halten,
- die Interessen der Begünstigten vor die eigenen stellen,
- sich loyal gegenüber den Begünstigten verhalten und
- Interessenkonflikte vermeiden.
Sham Trusts
Von einem sham trust wird gesprochen, wenn Dokumente erstellt werden, die nur den Eindruck erwecken sollen, dass eine Rechtsbeziehung, die von der eigentlichen Rechtsbeziehung abweicht, entstehen soll. Dabei kommt es auf den Willen aller am Dokument beteiligten Personen an (Snook v London and West Riding Investments Ltd [1967] 1 All ER 518 at 528, [1967] 2 QB 786). Soweit dies der Fall ist, ist ein trust unwirksam.
Besteuerung von Trusts
Die im UK anfallenden Steuern unterscheiden sich von der Art des Trusts. Eine Einführung finden Sie auf der Seite der Steuerbehörde HMRC hier.
Hinweis: Der Übergang auf bestimmte trusts kann - bei Bezügen zu Deutschland - eine hohe deutsche Erbschaftsteuer bzw. Schenkungssteuer auflösen. Hierzu verweisen wir auf den Beitrag "Besteuerung von Common Law trusts in Deutschland".